Zukunft Medizintechnik: 4 konkrete Ansatzpunkte für die digitale Transformation

(Geschätzte Lesezeit: 2 - 4 Minuten)
Wolfgang Renner

Wolfgang Renner

Leitet den Bereich Gesundheitsmarkt und Medizintechnik der KUMAVISION und verantwortet in dieser Funktion auch das Qualitätsmanagement

Eines steht fest: Ohne die digitale Transformation werden KMU im Medizintechnikbereich in Deutschland künftig Schwierigkeiten haben, wettbewerbsfähig zu sein. Deshalb ist es für Entscheider wichtig, sich klare unternehmensstrategische Ziele zu setzen und zu wissen, wie die Digitalisierung und Automatisierung bestehender Prozesse sie dabei unterstützen können, diese Ziele zu erreichen. Bestehende Prozesse müssen digitalisiert werden, um die Zukunftssicherheit und Resilienz weiterhin zu gewährleisten. Damit diese digitale Transformation eines Unternehmens sinnvoll, zielgerichtet und erfolgreich umgesetzt werden kann, ist eine strategische Digitalisierungsberatung durch erfahrene Experten empfehlenswert.

KUMAVISION Branchenexperte Wolfgang Renner hat verschiedene digitale Ansatzpunkte dargestellt. Dabei hat er sich nach den Themenschwerpunkten gerichtet, die die Medizintechnik hinsichtlich der Digitalisierung in den kommenden Jahren hauptsächlich beschäftigen werden:

Regulatorische Anforderungen

Die europäische Medizinprodukteverordnung (MDR) ist derzeit wohl das größte und drängendste Thema, das die Medizintechnik-Branche umtreibt. Sie schafft nicht nur erhöhten Dokumentationsaufwand, sondern hemmt und verteuert auch dessen Innovationskraft. Automatisierungslösungen sind die einzige Möglichkeit für Unternehmen, den enormen Mehraufwand zu bewältigen. Eine integrierte ERP-Software kann zum Beispiel die notwendigen Prozesse MDR-konform abbilden. Integration bedeutet hier unter anderem die Einbindung von Tools & Services der Microsoft Plattform. Mit Power BI lassen sich beispielsweise Geschäftsdaten erfassen und analysieren. Mit Power Automate können Unternehmen Abstimmungsprozesse und weitere Routineaufgaben automatisieren. Azure IoT Central etwa hilft beim Erheben und Auswerten von Gerätedaten. Aber auch andere Software-Komponenten können in das ERP-System integriert werden. Dadurch können zum Beispiel Entwicklung, Fertigung, Einkauf, Qualitätssicherung und -management, Vertrieb, Logistik, Kundenservice, technischer Außendienst sowie Finanzbuchhaltung und Controlling miteinander kommunizieren, da alle Bereiche mit einer einheitlichen Datenbasis arbeiten. So können Abläufe überwacht, Unternehmensbereiche vernetzt, Informationen aufbereitet, Datensilos vermieden und gleichzeitig die Fehlerquote gesenkt werden. Welche Tools sinnvoll eingebunden werden, hängt natürlich immer von den individuellen Prozessanforderungen des jeweiligen Unternehmens ab.
Digitale Geschäftsmodelle
Die Digitalisierung eröffnet Medizintechnik-Unternehmen eine Vielzahl von neuen Geschäftsmodellen. Pay-per-Use beispielsweise ist in etlichen anderen Branchen bereits ein weit verbreitetes Konzept, um digitale Geschäftsmodelle zu monetarisieren: Anwender leihen sich ihr Equipment nach Bedarf aus und bezahlen lediglich eine Nutzungsgebühr anstelle der Anschaffungskosten. Dieser Trend wird sich auch auf die Hersteller medizinischer Geräte auswirken. Die Gemeinschaftsstudie Trendreport Medizintechnik 2020 von Spectaris/Roland Berger zeigt, dass 84% der befragten Unternehmen die Digitalisierung in Vertrieb und Service als wichtigsten Trend sehen. 76% sehen eine steigende Akzeptanz von Telemedizin sowie eine beschleunigte Prozessdigitalisierung in Medizintechnik und Krankenhäusern. Das Internet der Dinge (IoT) in Verbindung mit einer modernen Branchensoftware liefert die notwendige IT-Infrastruktur für diese Herausforderungen.

Fachkräftemangel

Der Fachkräftemangel ist auch in der Medizintechnik ein großes Problem. Die Automatisierung von Routineaufgaben kann helfen, den Personalmangel zu kompensieren. Aber: Es gibt nicht „den“ perfekt automatisierten Ablauf. Häufig liegen die wahren „Effizienzbringer“ in besserer digital gestützter Interaktion zwischen den handelnden Gruppen – sowohl intern als auch mit Kunden und Partnern. Es gilt Medienbrüche zu beseitigen, den „single point of truth“ zu definieren, sodass alle Beteiligten die Sicht auf die gleiche Datenlage haben um besser kommunizieren und entscheiden zu können. So können unnötige Nachfragen, Abstimmungen oder auch aufwendige Fehlerkorrekturen reduziert werden. Ich würde die Empfehlung geben, dass man Prozesse, Tools und notwendige Infrastruktur passend zum Business und den jeweiligen digitalen Anwendungsfällen in einem Gesamtdesign konzipieren sollte, bevor man in Einzelprojekte abtaucht. Zu spät festgestellte Architekturänderungen verursachen ein Vielfaches an Aufwand und Kosten, die man sich durch dieses Vorgehen ersparen kann.

Telemedizin

Die Telemedizin steckt zwar hierzulande noch in den Kinderschuhen, ist aber in anderen Ländern bereits ein starker Wachstumsmarkt. Durch den Einsatz von Telemedizin bei einfachen Beschwerden und unproblematischen Krankheitsbildern ergeben sich massive Ersparnisse für die Krankenkassen. Ebenso lässt sich dadurch der chronische Mangel an Landärzten zu einem gewissen Grad kompensieren. Die Schweiz beispielsweise nutzt die Möglichkeiten der Telemedizin flächendeckend für die Diagnose und Krankschreibung von Patienten mit Krankheiten, wie einfachen grippalen Infekten, bei denen in der Regel kein Praxisbesuch nötig ist. So konnten in der Schweiz nicht notwendige Arztbesuche um 40% reduziert werden. Daher ist damit zu rechnen, dass dieses Thema künftig hierzulande ebenfalls eine wachsende Rolle spielen wird. Auch Medizingerätehersteller können von dem Trend profitieren.

Fazit

Medizingerätehersteller sehen sich einer Vielzahl aktueller und zukünftiger Herausforderungen gegenüber. Neben verschärften regulatorischen Bestimmungen, zusätzlichen Dokumentationspflichten und dem anhaltenden Fachkräftemangel fordern veränderte Markt- und Kundenanforderungen schnelles, zielgerichtetes Handeln seitens der Geschäftsführung. Bestehende Prozesse müssen digitalisiert werden, um die Zukunftssicherheit und Resilienz vor allem kleiner und mittelständischer Unternehmen weiterhin zu gewährleisten. Mit KUMAVISION haben Medizinproduktehersteller einen erfahrenen Partner an ihrer Seite, der sowohl über das notwendige Branchenwissen als auch die entsprechende Umsetzungskompetenz verfügt, um sie von Anfang an sicher und erfolgsorientiert zu begleiten.

Kontakt