Was ist eigentlich ein Citizen Developer?

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Ralf Riethmüller

Ralf Riethmüller

Leitet den Bereich Service bei der KUMAVISION. Der Technologieexperte ist in dieser Funktion auch verantwortlich für Cloud, Teams und Office 365

Und warum sollten sich Unternehmen mit diesem Thema beschäftigen?

Ein Citizen Developer ist ein Mitarbeitender, der nicht aus der IT stammt, sondern in einer Fachabteilung angesiedelt ist, und der in der Lage ist, Softwareanwendungen zu erstellen und anzupassen sowie Geschäftsprozesse mithilfe von Low-Code- oder No-Code-Plattformen zu automatisieren. Diese Plattformen bieten eine visuelle Drag-and-Drop-Oberfläche, die es den Benutzern ermöglicht, Anwendungen zu erstellen und Prozesse zu automatisieren, ohne dass sie über umfangreiche Programmierkenntnisse verfügen müssen.

Bei den Citizen Developers handelt es sich häufig um Unternehmensanalysten, Abteilungsleiter oder andere Mitarbeitende, die ein tiefes Verständnis für die spezifischen Anforderungen und Prozesse ihrer Abteilung haben. Sie sind in der Lage, maßgeschneiderte Lösungen zu erstellen, die auf die spezifischen Bedürfnisse ihrer Abteilung zugeschnitten sind, und können schnell auf sich ändernde Geschäftsanforderungen reagieren.

Wie und wo sich Citizen Developer und traditionelle Programmierer unterscheiden

Im Gegensatz dazu sind traditionelle Programmierer in der Regel hochqualifizierte Softwareentwickler, die über fundierte Kenntnisse in Programmiersprachen und Softwareentwicklung verfügen. Sie sind für die Erstellung und Pflege von Softwareanwendungen verantwortlich und können an allen Aspekten des Lebenszyklus der Softwareentwicklung beteiligt sein – einschließlich Entwurf, Entwicklung, Tests und Bereitstellung.

Während herkömmliche Programmierer für komplexe und groß angelegte Softwareentwicklungsprojekte benötigt werden, können Citizen Developer eine effektive Lösung für kleinere Projekte oder für die Automatisierung bestimmter Geschäftsprozesse sein. Citizen Developer können auch in Situationen nützlich sein, in denen traditionelle Programmierer nicht zur Verfügung stehen oder wenn die Kosten für die Einstellung eines traditionellen Programmierers zu hoch sind.

Vielfältige Möglichkeiten mit der der Microsoft Power Platform

Ein Beispiel für eine Low-Code- und No-Code-Plattform ist die Microsoft Power Plattform, zu der u. a. Microsoft Power BI, Microsoft Power Apps und Microsoft Power Automate gehören. Mit diesen Tools können Benutzer auf einfache Weise Datenvisualisierungen erstellen und gemeinsam nutzen, benutzerdefinierte Anwendungen entwickeln und Arbeitsabläufe automatisieren.

Power BI ist ein Business Intelligence-Tool, mit dem Benutzer interaktive Datenvisualisierungen, Dashboards und Berichte erstellen können. Mit Power BI können Benutzer eine Verbindung zu einer Vielzahl von Datenquellen herstellen, einschließlich Excel, SQL Server und SharePoint, und Visualisierungen erstellen, die mit anderen geteilt werden können.

Power Apps ist eine Plattform für die Erstellung von benutzerdefinierten Anwendungen, ohne dass eine Programmierung erforderlich ist. Mit Power Apps können Benutzer Anwendungen erstellen, die auf jedem Gerät ausgeführt werden können, und sie können problemlos in andere Microsoft-Dienste und APIs von Drittanbietern integriert werden. Die KUMAVISION hat beispielsweise Power Apps für die mobile Zeiterfassung, die Reservierung von Office-Arbeitsplätzen oder für die Unterstützung des Service im Außendienst in kurzer Zeit erstellt.

Power Automate, früher bekannt als Microsoft Flow, ist ein Tool zur Automatisierung von Arbeitsabläufen, mit dem Benutzer sich wiederholende Aufgaben und Prozesse automatisieren können. Mit Power Automate können Benutzer auf einfache Weise Workflows erstellen, die durch bestimmte Ereignisse ausgelöst werden können, z. B. durch das Eintreffen einer neuen E-Mail oder die Erledigung einer Aufgabe in SharePoint oder Teams

Kürzere Projektlaufzeiten, mehr Geschäftsnutzen, stärkere Identifikation

Ein großer Vorteil von Low-Code- und No-Code-Plattformen ist ihre Fähigkeit, den Entwicklungsprozess zu beschleunigen. Die herkömmliche Softwareentwicklung kann zeitaufwändig und teuer sein, da Projekte oft Monate oder sogar Jahre dauern. Low-Code- und No-Code-Plattformen hingegen ermöglichen eine schnelle Entwicklung und Bereitstellung, so dass Unternehmen schnell neue Anwendungen erstellen und einführen und Prozesse automatisieren können. Gerade Prototypen oder MVPs (Minimal Viable Products) lassen sich in kurzer Zeit erstellen, um das Potenzial von neuen Anwendungen in der Praxis zu überprüfen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass Low-Code- und No-Code-Plattformen das Engagement und die Mitwirkung der Mitarbeitenden an den Geschäftsprozessen erhöhen können. Mit diesen Plattformen können Citizen Developer, d. h. Mitarbeiter ohne spezielle Ausbildung in der Softwareentwicklung, eine aktive Rolle bei der Erstellung und Anpassung von Anwendungen übernehmen, die speziell auf die Bedürfnisse ihrer Abteilung zugeschnitten sind. Dies kann zu einer höheren Effizienz und Effektivität der Geschäftsprozesse führen.

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