Quantensprünge – von Navision zu Microsoft Copilot: die wichtigsten Meilensteine

Martin Schlamann

Martin Schlamann

Leiter Produktentwicklung und Mitglied der Geschäftsleitung bei KUMAVISION

Höher, schneller, weiter – der ständige Wunsch nach Verbesserung treibt seit jeher den Menschen an. Das ist auch in der Welt der Business-Software nicht anders: Navision begann als bahnbrechendes Projekt im Norden Europas und hat sich mittlerweile zur KI-gestützten Software-Plattform Microsoft Dynamics 365 Business Central weiterentwickelt.
Diese Transformation verdeutlicht: Auch ERP-Systeme durchlaufen eine Evolution und entwickeln sich weiter, um den ständig steigenden Anforderungen der Märkte gerecht zu werden. Wo sie früher rein administrative Aufgaben zu bewältigen hatten, nehmen sie heute eine zentrale Rolle in der strategischen Ausrichtung von Unternehmen ein.
In diesem Artikel beleuchten wir die Meilensteine dieser bemerkenswerten Reise und wie sie dazu beitragen, dass Unternehmen heute effizienter, agiler und zukunftsfähiger sind.

 

Navision: Die Digitalisierung hält Einzug

Die Computerrevolution in den 1980er Jahren veränderte grundlegend die Art und Weise, wie Unternehmen arbeiteten. Mit der zunehmenden Verbreitung von Personal Computern und getrieben von steigendem Wettbewerbsdruck suchten Unternehmen, nach Möglichkeiten, ihre Abläufe schneller und fehlerfreier zu gestalten. Inmitten dieser technologischen Dynamik wurde in Dänemark Navision entwickelt, – eine der ersten flexiblen ERP-Lösungen, die speziell auf die Bedürfnisse kleiner und mittelständischer Unternehmen ausgerichtet war.

Damals revolutionierte Navision die Buchhaltung: Es erlaubte Unternehmen, ihre Finanzprozesse zentral zu steuern und trug so entscheidend zu mehr Transparenz und Effizienz bei. Schritt für Schritt entwickelte sich Navision zu einer umfassenden ERP-Lösung, die bald auch Warenwirtschaft sowie Lager- und Produktionsprozesse abdeckte.

 

„NAVISION war mehr als nur ein Produkt. Es war ein Symbol für den Wandel hin zur datengetriebenen Unternehmensentwicklung.“
- Martin Schlamann, Leiter Produktentwicklung KUMAVISION AG

 

Die ursprüngliche Entwicklungsumgebung von NAVISION war im Vergleich zu heutigen Systemen recht einfach. Ein Entwickler benötigte nur etwa sieben Tage Schulung, um eigene Software programmieren zu können. Diese Flexibilität war ein zentraler Bestandteil der Philosophie: Alles, was der Kunde benötigte, wurde für ihn programmiert. Doch diese Stärke entwickelte sich bald zur Schwäche, Kundeninstallationen wurde sehr komplex und damit schwerfällig. Eine weitere Folge der Modularität: Hohe Kosten, denn sehr viele Funktionalitäten war eine Eigenentwicklung und musste extra bezahlt und gewartet werden. Das alles wirkte sich negativ auf die Kundenzufriedenheit aus.

 

 

Microsoft Dynamics NAV: Willkommen im Ökosystem

In den folgenden Jahren stießen Wettbewerber  wie SAP und Oracle in den Mittelstand vor, Navision geriet unter Druck. Um schneller zu wachsen und den internationalen Markt besser zu erschließen, entschied sich Navision 2002 an Microsoft zu verkaufen. Die Übernahme war nicht nur ein einfacher Geschäftsdeal, sondern markierte einen entscheidenden Wendepunkt: Navision wurde in die Microsoft Dynamics-Suite integriert und erhielt passend dazu einen neuen Namen: Dynamics NAV. Diese Integration eröffnete nicht nur den Zugang zu einer erweiterten Nutzerbasis, sondern auch neue Möglichkeiten für Unternehmen: Endlich konnten sie ihre ERP-Prozesse nahtlos mit vertrauten Microsoft-Produkten wie Office und SQL Server verbinden – eine erhebliche Verbesserung im Arbeitsalltag, die sich in der Steigerung der Nutzerzufriedenheit wie auch Produktivität zeigte.

 

„Dynamics NAV entwickelte sich zu einem integralen Bestandteil der digitalen Transformation, das zahlreiche Unternehmen auf ihrem Weg in die Zukunft begleitete.“
- Martin Schlamann, Leiter Produktentwicklung KUMAVISION AG

 

Microsoft stellte sich mit der Weiterentwicklung auch der Frage, wie Unternehmen die Herausforderungen einer zunehmend globalisierten Wirtschaft und eines sich ständig verändernden Marktes meistern können. Die Antwort: Mit einem umfassenden digitalen Ökosystem, das anders als isolierte ERP-Lösungen Geschäftsabläufe in ihrer Gesamtheit unterstützt. Die verbesserte Interoperabilität und die Möglichkeit, auf eine breite Palette von Software-Tools zurückzugreifen, machten Dynamics NAV für Unternehmen aller Größen interessant, auch für solche, die global expandieren wollten.

 

Dynamics 365 Business Central: Es wird cloudy

In den 2010er Jahren wuchs der Druck auf Unternehmen, flexibel und kosteneffizient zu agieren. Starren Strukturen wurden zunehmend als Hemmnis wahrgenommen, Agilität war das Zauberwort. Cloud-ERP-Systeme boten die Lösung: Sie ermöglichten es Unternehmen, schnell auf Marktentwicklungen zu reagieren und unterstützen gleichzeitig die zunehmende Mobilität der Mitarbeitenden, die vermehrt in globalen Teams und remote arbeiteten.

Die nächste Revolution stand vor der Tür: 2018 wurde Dynamics NAV zu Dynamics 365 Business Central und zog in die Cloud. Mit der Einführung der ersten reinen Cloud-Version 2019 setzte Microsoft dann auch konsequent auf  Software-as-a-Service. Damit werden hohe IT-Investitionen überflüssig und aufwendige manuelle Updates gehören der Vergangenheit an. Denn regelmäßige Updates halten die Software nun stets auf dem neuesten Stand.

Der Wechsel von Navision zu Business Central war jedoch eine Herausforderung. Die ursprüngliche Programmierumgebung war nicht für die Cloud konzipiert, sondern stark auf On-Premises-Installationen ausgerichtet. Für KUMAVISION markierte diese Umstellung ebenfalls einen Wendepunkt: Der Fokus verlagerte sich vom traditionellen Projektgeschäft hin zu einem Abonnementmodell, das neben standardisierten Produkten verstärkt auch auf standardisierte Dienstleistungen setzt. Neben dem Betrieb und der Optimierung der Cloud-Software gehören dazu auch verschiedene Migrationstools, mit denen KUMAVISION Kunden bei dem reibungslosen Übergang auf die Cloud-Plattform unterstützt.

 

„Wir haben neue Kompetenzen entwickelt, um unsere Kunden in die Cloud zu begleiten und ihnen individuell zugeschnittene Dienstleistungen anzubieten. Dabei legen wir großen Wert auf erstklassigen Kundenservice und die langfristige Unterstützung“.
- Martin Schlamann, Leiter Produktentwicklung KUMAVISION AG

 

Power Platform und Low-Code: Die Orchestrierung der IT-Landschaft

Mit der Einführung der Microsoft Power Platform (Power BI, Power Automate, Power Apps) erlebte die Unternehmenswelt einen kulturellen Wandel: Nicht nur Softwareentwickler, sondern auch Mitarbeitende aus verschiedenen Fachbereichen können nun selbst Prozesse automatisieren und eigene Apps entwickeln.

Diese Orchestrierung der IT-Landschaft macht Unternehmen agiler, da Abteilungen ihre Prozesse schneller digitalisieren und effizienter gestalten können, ohne auf externe IT-Experten angewiesen zu sein oder lange Entwicklungszyklen abwarten zu müssen.

Der Schlüssel zu diesem Wandel liegt in den Low-Code- und No-Code-Plattformen, die der Power Platform zugrunde liegen. Die Idee ist einfach: Fachanwender erhalten benutzerfreundliche Werkzeuge, dank denen sie mit minimalem Aufwand Anpassungen umsetzen können – umfangreiche Software-Kenntnisse sind nicht notwendig. Dadurch erhalten diese sogenannte Citizen Developer Zugang zur Softwareentwicklung. Ein Schritt, der die Dynamik in vielen Unternehmen verändert hat.

 

„Die Microsoft Power Platform ermöglicht es Mitarbeitenden, Veränderungen selbst zu gestalten und aktiv an der digitalen Transformation ihres Unternehmens mitzuarbeiten. ERP-Systeme konzentrieren sich wieder mehr auf ihre Kernaufgabe, der Mengen und Werteverwaltung.“
- Martin Schlamann, Leiter Produktentwicklung KUMAVISION AG

 

Microsoft Copilot: Künstliche Intelligenz und die Zukunft der Arbeit

Die Integration von Microsoft Copilot in Dynamics 365 stellt den bisher größten Entwicklungsschritt dar. So werden erstmals KI-gestützte Funktionen direkt im ERP-System nutzbar, was die Effizienz und Benutzerfreundlichkeit auf ein neues Level hebt.

Copilot ermöglicht es, große Datenmengen zu analysieren, Routineprozesse zu automatisieren und vorausschauende Analysen durchzuführen. Dies unterstützt Mitarbeitende dabei, wertvolle Erkenntnisse zu gewinnen, Entscheidungen schneller zu treffen und sich auf strategische Aufgaben zu konzentrieren. Künstliche Intelligenz verbessert aber nicht nur die Effizienz, sondern ermöglicht auch eine tiefere, personalisierte Interaktion mit Kunden. Der Schlüssel zum Erfolg liegt dabei in der Qualität und Masse der Daten, mit denen die KI „gefüttert“ wird: Copilot lernt mit jeder Interaktion dazu, imitiert den Stil und die Lösungen der Anwender und wird so zunehmend präziser in seinen Empfehlungen und Entscheidungen.

Besonders im Kontext des Fachkräftemangels bieten die Automatisierung und die damit verbundenen Effizienzgewinne durch KI erhebliche Vorteile. Schätzungen zufolge werden intelligente ERP-Systeme in der Lage sein, etwa 80 % der alltäglichen Aufgaben selbstständig zu erledigen – von der Buchungserstellung bis hin zur Genehmigung von Aufträgen. Bereits heute sind 20 % dieser Automatisierung möglich, was zeigt, wie nah wir einer Zukunft sind, in der KI den Arbeitsalltag entscheidend erleichtert.

Mit der Einführung von Künstlicher Intelligenz steigen verändern sich auch die Anforderungen an die Mitarbeitenden. Die Notwendigkeit, Daten effektiv zu interpretieren und strategische Entscheidungen zu treffen, führt beispielsweise dazu, dass neue Rollen wie Datenanalysten an Bedeutung gewinnen. Fachkräfte wie diese werden unverzichtbar, um die Chancen, die KI bietet, optimal auszuschöpfen.

 

„Technologien erleichtern nicht nur die Arbeitswelt, sie fordern uns auch heraus, uns ständig weiterzuentwickeln und neue Fähigkeiten zu erlernen. Die Automatisierung von Geschäftsprozessen wird unsere Art zu arbeiten revolutionieren. Mit den Microsoft Agents wurde dafür jetzt die Grundlage geschaffen, KI als autonomes System für unabhängige Ausführungen zu nutzen.“
- Martin Schlamann, Leiter Produktentwicklung KUMAVISION AG

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