Im Mittelpunkt sollte immer der Kunde stehen
Welchen Stellenwert hat aus Ihrer Sicht die digitale Transformation im deutschen Mittelstand?
Antwort: Nach aktuellen Untersuchungen gehen 71 Prozent der mittelständischen Unternehmen davon aus, dass sich durch die digitale Transformation ihre Marktposition verändern wird. Tatsächlich sind aber alle Unternehmen direkt oder indirekt davon betroffen.
Warum?
Antwort: Die Digitalisierung kann auf drei Arten Veränderungen hervorrufen: Unternehmen können ein neues Kundenerlebnis schaffen, beispielsweise durch erweiterte Dienstleistungen. Eine weitere Motivation zur Digitalisierung ist, Kostensenkungspotenziale zu heben. Und es ist drittens möglich, ganz neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Aber nicht nur dadurch verändert sich die Marktposition. Auch wenn ein Unternehmen die Digitalisierung ignoriert, wird das Konsequenzen haben – nur eben keine guten. Letztlich hat die Digitalisierung also für alle Unternehmen Folgen.
Hat die Corona-Pandemie die digitale Transformation beschleunigt?
Antwort: Das ist zweifellos der Fall. Normalerweise löst ein solch fundamentaler Wandel in einem Unternehmen umfangreiche planerische Prozesse aus, die Monate und Jahre andauern können. Durch die Pandemie musste man einfach loslegen und sehr kurzfristig Lösungen finden.
Hat dieser Ad-hoc-Wandel gut funktioniert?
Antwort: Bei den meisten Unternehmen schon. Unternehmen, welche das Thema Digitalisierung bis Anfang letzten Jahres noch nicht für sich entdeckt hatten, hatten aber durchaus größere Probleme, das Thema „New Work“ und die damit verbundenen Änderungen in der nötigen Geschwindigkeit umzusetzen. Die Mehrheit hatte jedoch bereits grundlegende Schritte unternommen. Die Herausforderung war dann häufig noch, ohne große Testphasen den Schalter umzulegen. Corona hat dafür gesorgt, dass man den Sprung ins kalte Wasser auf sich genommen hat. Der deutsche Mittelstand ist dem Thema ohnehin schon viel näher, als viele vermuten. Deshalb ist der Begriff „Digitale Transformation“ auch schon längst viel zu allgemein und greift zu kurz.
Inwiefern?
Antwort: Dass sie etwas tun müssen, wissen bereits alle. Welche grundsätzlichen Möglichkeiten es gibt, lässt sich am Wettbewerb meist auch ganz gut erkennen. Für die Unternehmen ist es jetzt an der Zeit, vertiefend einzusteigen und zu überlegen: Welche Vorteile kann ich ganz individuell für mein Unternehmen nutzen? Was muss ich konkret dafür ändern? Und welche technologischen Bausteine benötige ich dafür?
Aber genau da wird es ja kompliziert. Es gibt eine unüberschaubare Menge an Möglichkeiten. Wie finden Unternehmen heraus, mit welcher Technologie sie die meiste Energie freisetzen können?
Antwort: Das ist tatsächlich die erste große Hürde. Es ist für Unternehmen schwierig bis unmöglich, die sich rasant entwickelnden technologischen Möglichkeiten stets im Blick zu behalten. Wer ohne fundierten Plan an das Thema herangeht, läuft Gefahr sich in Details zu verlieren und Stückwerk zu produzieren. Alle Maßnahmen müssen daher in eine ganzheitliche Digitalisierungsstrategie eingebettet sein.
Wie sieht denn die Vorgehensweise aus, um eine geeignete Strategie zu entwickeln?
Antwort: Das Digitalisierungsteam von KUMAVISION arbeitet nach der vierstufigen Catalyst-Methodik von Microsoft. Demnach erstellen wir eine Digitalisierungsstrategie in vier Phasen: Inspire, Design, Empower und Achieve.
Können Sie das etwas näher erläutern?
Antwort: Die Inspire-Phase ist dazu da, das Mindset für die digitale Transformation zu öffnen. Wünsch-dir-was ist ausdrücklich gewollt. Hier ist es entscheidend, dass sich die Mitarbeitenden als Teil des anstehenden Transformationsprozesses verstehen. Denn sie sind es, die tagtäglich an ihrem Arbeitsplatz sehen, was noch notwendig ist, damit das Unternehmen wachsen und gedeihen kann. Um in dieser Phase etwas Orientierung zu geben, hat KUMAVISION die 360°-Betrachtung entwickelt.
Was verbirgt sich dahinter?
Antwort: In einem Workshopformat leiten wir alle Beteiligten dazu an, sich zu überlegen, welche Chancen und Herausforderungen sie für ihr Unternehmen sehen – und zwar aus den unterschiedlichsten Perspektiven: aus Sicht der Kunden, der Lieferanten, des Wettbewerbs, der rechtlichen Vorgaben, der technischen Prozesse und bezüglich der Produkte und Dienstleistungen, welche das Unternehmen anbietet. Wenn all diese Blickwinkel erfasst und zusammengeführt werden, entsteht nicht nur ein ganzheitliches Bild des Unternehmens, sondern auch eine Art idealisierte Zukunftsperspektive.
Und wenn die Phase des Wünsch-dir-was abgeschlossen ist…
Antwort: …dann muss definiert werden, in welcher Reihenfolge die verschiedenen Themen angegangen werden können. Denn nach der Inspire-Phase gibt es eine Masse an guten Vorschlägen, die man nicht alle umsetzen kann, sondern priorisieren muss. Was bringt dem Unternehmen schnell einen hohen Mehrwert? Was lässt sich leicht umsetzen, welche Themen sind komplexer? So entsteht eine Liste mit sinnvollen und zielführenden Maßnahmen. In der Design-Phase fragen wir uns dann gemeinsam, was IT-seitig erforderlich ist, um diese Vorhaben zu realisieren und stellen einen digitalen Bebauungsplan auf. In der Empower-Phase wird es dann konkret: Mit Prototypen spielen wir die Hauptprozesse durch und prüfen, ob sich alles wie geplant umsetzen lässt. In der Achieve-Phase werden schließlich die einzelnen Umsetzungsprojekte in einem übergeordneten Rahmenprojekt verwaltet und gesteuert.
Was ist in diesem Prozess besonders wichtig?
Antwort: Wichtig ist absolute Offenheit, denn für gute Beratungsleistung kommt es auf den Input an. Wenn nicht genügend Informationen vorliegen, kann auch der beste Berater weit am Ziel vorbeischießen. Letztlich ist es doch so: Dort, wo am meisten im Argen liegt, können die größten Potenziale für das Unternehmen gehoben werden.
Worauf kommt es bei guter Beratung noch an?
Antwort: Erst mal, dass man sie überhaupt in Anspruch nimmt. Davor sollten sich Unternehmen nicht scheuen. Denn es ist schlicht nicht möglich, das für die digitale Transformation erforderliche Know-how selbst im Unternehmen aufzubauen.
Was ist noch wichtig?
Antwort: Kompetenz. Auch ein Berater kann nicht alles wissen. Deshalb besteht das Digitalisierungsteam der KUMAVISION nicht nur aus Consultants mit mehrjähriger Erfahrung in Prozess- und Change-Management, sondern auch aus Experten für einzelne Digitalisierungsdisziplinen wie IoT, KI oder Low-Code-Anwendungen. Zudem dienen die Erfahrungen unserer Kollegen aus anderen Disziplinen als praktische Leitplanken. Was mir noch sehr wichtig ist: Als Berater darf man nicht im Elfenbeinturm des theoretischen Wissens sitzen, sondern muss auch die praktische Umsetzung im Blick haben. Ich muss den Kunden auf Augenhöhe begegnen und komplizierte Sachverhalte in allgemein verständlicher Sprache erklären können.
Was würden Sie Unternehmen empfehlen, die vor der Herausforderung stehen, eine für sie passende Digitalisierungsroadmap zu entwickeln?
Antwort: Betrachten Sie Digitalisierung nicht als eine Frage des richtigen Tools, sondern gehen Sie Digitalisierung ganzheitlich an. Ebenfalls wichtig: Im Mittelpunkt aller Maßnahmen sollte immer der Kunde stehen.